Sozialer Trainingskurs

"Schuldenfrei" - Umgang mit Geld und Schulden

in der

Justizvollzugsanstalt Berlin-Charlottenburg

In der Zeit vom:

23.01.02 - 27.02.02

 

Zur Vorgeschichte:

Der Sozialpädagogische Dienst der JVA Berlin-Charlottenburg führte erstmals in der Zeit vom 23.02. - 27.02.02 einen 6-wöchigen Sozialen Trainingskurs zu verschiedenen Themenbereichen als Modellversuch mit dem Ziel der Weiterführung bei entsprechend positivem Verlauf durch.

Themen waren:

- "Mann"- Sein

- Fremdeinschätzung - Selbsteinschätzung

- Umgang mit Geld und Schulden

- Wege im Vollzug

- Umgang mit Aggressionen

Zum Titelthema wurde der Verfasser von der Zentralen Beratungsstelle der Straffälligen- und Bewährungshilfe Berlin e.V. wegen seiner langjährigen Erfahrung im Bereich der Gruppenarbeit mit jugendlichen Straftätern gebeten, das Training über sechs Wochen und insgesamt 6 Sitzungstage durchzuführen.

Hierfür erfolgte die dienstliche Freistellung vom Landesjugendamt des Verfassers für dieses Training, ebenso wie für ein Vor- und ein Nachbereitungsgespräch.

Trotz einiger Bedenken bezüglich der sehr kurzen Zeitdauer des Trainingskurses, die sich im Verlauf der Arbeit auch bestätigten und von den Gefangenen gleichermaßen erlebt und kritisiert wurden, sagte ich die Leitung der Schuldnerberatungsgruppe zu.

Als Kotrainerin stand die in der Schuldnerberatung mit Strafgefangenen erfahrene Sozialpädagogin Ute Gessner der SBH Berlin zur Verfügung; die seinerzeitige Praktikantin in der Jugend-Bewährungshilfe Caroline Beyer nahm ebenfalls an den Gruppentreffen teil.

Unser Thema "Umgang mit Geld und Schuldnerberatung" war eingebettet in das Gesamtkursmodell "Soziales Training" an dem jeden Wochentag zur gleichen Zeit ein Kurs zu oben bezeichneten Themen angeboten wurde.

Das erprobte themenzentrierte Soziale Trainingskursmodell soll in Zukunft für alle neu Inhaftierten zu Beginn der Haftzeit angeboten werden.

Unsere wöchentlich mittwochs stattfindenden Sitzungen waren wie folgt strukturiert:

Dauer:

6 Gruppensitzungen á 90 Minuten mit jeweils ca. 5 Minuten Pause

Durchgeführt zwischen 23.01.02 - 27.02.02

Teilnehmer:

7 männliche Inhaftierte der JVA Charlottenburg im Alter zwischen 20- 45 Jahren mit unterschiedlichen Haftzeiten und Delikten, beispielsweise Betrugsdelikte, Verkehrsvergehen in größerem Umfang, Körperverletzungen, pp.

Gruppenleiter:

Ute Gessner (SBH Berlin)
Hans-Joachim Wendt (Bewährungshelfer beim Landesjugendamt Berlin)

Caroline Beyer (Praktikantin Bewährungshilfe)

 

Teilnehmerauswahl:

Für die Durchführung des Kurses wurden Inhaftierte ausgewählt die die Chance bekommen sollten durch eine Teilnahme (und eine positive Bewertung durch die Dozenten) Hafterleichterungen zu erreichen. Leider stellte sich heraus, daß für unser Thema nur ca. die Hälfte der Kursteilnehmer einen wirklichen Nutzen hatte, da die andere Hälfte nach eigener Auskunft von Schulden nicht betroffen war. Dies stellte sich in der ersten Sitzung heraus. Es wurde jedoch schnell offensichtlich, daß für die "schuldenfreien" Teilnehmer dieses Thema ebenfalls interessante Aspekte enthielt, denn sie konnten am Beispiel ihrer verschuldeten Mithäftlinge modellhaft lernen, was Überschuldung bedeutet, zu welchen strafrechtlichen, zivilrechtlichen und sozialen Folgen sie führt und wie diese zu vermieden werden kann.

Insbesondere von dem in der letzten Sitzung organisierten Zusammentreffen mit einer Rechtsanwältin profitierten auch sie, da es ihnen möglich war, Fragen auch aus anderen Themenbereichen für sich zu klären.

Die erste Gruppensitzung beinhaltete das gegenseitige Kennenlernen und Partnerinterview und sollte dazu dienen den Männern den Nutzen des Kurses näher zu bringen aber auch die Erwartungen der Gruppenteilnehmer an den Kurs zu formulieren.

Zu diesem Zwecke wurde zu Beginn ein Fragenkatalog an die Teilnehmer verteilt und diese gebeten, diesen nach der Methode des strukturierten Partnerinterviews durchzuarbeiten.

Der Mehrzahl der Inhaftierten zog sich ernsthaft zurück um das Interview durchzuführen.

Ein Teilnehmer versuchte die Zeit nutzen um Musik zu hören. Im Einzelgespräch mit dem Kursleiter konnte er schließlich doch motiviert werden, seine Situation zu reflektieren und das Ergebnis der Gruppe vorzustellen.

Der Katalog beinhaltete folgende Fragestellungen:

Beim anschließenden Vortragen der Ergebnisse im Plenum wurde rege diskutiert.

Die neue Form der Erarbeitung von Sachinhalten war zunächst gewöhnungsbedürftig und führe, wie auch in den Nachfolgesitzungen noch häufig, zu gegenseitiger verbaler Konfrontation.

Offensichtlich nutzten die Inhaftierten die Gelegenheit des Gruppengespräches zur verbalen Aggressionsabfuhr und Selbstdarstellungsversuchen vor der Gruppe.

Deutlich wurde auch der Zwiespalt der Inhaftierten einerseits in dieser ausschließlich aus Männern bestehenden Gemeinschaft ihre aufgebaute Rolle zu spielen andererseits jedoch die Tatsache, daß dieser Kurs ihnen die Möglichkeit bot ihre Zellen zu verlassen und sich tatsächlich einmal offen mit sich selber beschäftigen zu können

Nach einer entsprechenden Einordnung dieses zunächst recht störenden Verhaltens durch die Gruppenleiter konnte diese "Unruhe" doch recht gut gehandhabt und gesteuert werden, so daß niemals ernsthaft das Gruppenziel infrage gestellt war.

Der anfänglich entstandene Eindruck, daß die Fragen und Antworten zu Beginn als lächerlich empfunden wurden, wich rasch der Erkenntnis der Teilnehmer wie wichtig zur Problembewältigung es ist, seine eigene Meinung auch in der Gruppe darzustellen und auch gegen Widerstände zu vertreten..

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Dieses Verhalten zog sich jedoch wie ein roter Faden durch alle Sitzungen durch.

Es war jedoch auch nicht zu erwarten, daß die veranschlagte Zeit dazu ausreicht die Teilnehmer zu einer geschlossenen Gruppe werden zu lassen.

Aus den Antworten zu dem Fragenkatalog lassen sich folgende Schlußfolgerungen ziehen:

(Wird alsbald fortgesetzt!)

 

Verfasser:

Caroline Beyer Hans-Joachim Wendt


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