4.Wie schon im vergangenen Sozialen Trainingskurs "Schuldenfrei" wurde auch der STK 3 von einem Schuldnerberater mit gestaltet. Dieses Interview gibt einen Einblick in die Motivation dieses Mitarbeiters:

I: Weshalb könnte es für Sie als Schuldnerberater interessant sein an einer sozialen Gruppenarbeit, dem STK 3 "Schuldenfrei " teilzunehmen ?

SB: Grundsätzlich ist die Teilnahme an einer solchen Veranstaltung deswegen schon interessant, weil ich mich für Gruppenarbeit interessiere. Für mich war dann darüber hinaus auch noch interessant mit einer bestimmten Zielgruppe arbeiten zu können. Nämlich überwiegend jungen Menschen, die unter Bewährung stehen oder Bewährungsstrafen haben. Ich finde Gruppenarbeit deshalb wichtig, weil sich Leute mit ähnlich gelagerten Problemen austauschen über ihre Situation. Das kann insofern sinnvoll sein, daß man seine Probleme nicht wegschiebt, was man macht, wenn man alleine damit beschäftigt ist. Ein weiterer Grund warum ich Interesse hatte und ich das unter Umständen sinnvoll finde ist der Andrang auf Schuldnerberatungsstellen. Der ist sehr groß und wir können diesen Andrang auch kaum bewältigen. Einzelgespräche sind natürlich sehr Zeitintensiv und unter Umständen kann man innerhalb einer Gruppe den Zeitfaktor auch sinnvoller nutzen. Also ganz einfach auch, wenn ich fachliche Informationen gebe, Ratschläge wie die rechtliche Situation aussieht, dann sag ich das eben nicht nur einer Person sondern davon profitieren dann die Personen, die in der Gruppe drin sind.

I: Haben Sie vor diesem Sozialen Trainingskurs schon einmal eine ähnlich gelagerte Gruppenarbeit mitgemacht ? Wenn ja welcher Art und ob diese selbst initiiert war.

SB: In meiner Arbeit als Schuldnerinsolvenzberater habe ich noch keine Gruppenarbeit gemacht. Im Grunde genommen ist Schuldnerberatung dieses Sozialgespräch eins zu eins Gespräch und es ist nicht verbreitet, da Gruppenarbeit zu machen.

Während meines Studiums habe ich sozialpädagogische Gruppenarbeit angeboten in dem Sinne, daß ich sozialpädagogische Freizeitangebote für wohnungslose Männer in einem Übergangswohnheim angeboten habe, nach § 72 BSHG, das waren immer Gruppen.

I: Seit wann arbeiten Sie als Schuldnerberater?

SB: Ich bin Schuldnerberater seit März 1999 .

I: Sie haben erwähnt, daß es eigentlich nicht üblich ist in diesem Bereich Gruppenarbeit zu machen. Liegt das daran, daß Schulden ein so persönliches Thema sind ?

SB: Es liegt zum Einen bestimmt auch daran. Auf der anderen Seite sind natürlich auch die Probleme sehr individuell, sehr verschieden. Wir haben dann schon oft einzelne Sachverhalte zu klären bei denen es dann nicht um Sozialpädagogische Dinge geht, wie zum Beispiel Motivationsarbeit. Sondern es geht dann auch um rechtliche Fragen und Fakten, die individuell geklärt werden müssen..

I: Diese individuellen Fragen

SB: Für mich als Schuldnerberater ist deshalb schon ein Gewinn weil ich halt ehm die Teilnehmer halt an son’nem Trainingskurs teilweise noch eben ganz ganz anders erlebe als jemanden im Beratungsgespräch, weil sich die Leute halt doch ‚n bißchen mehr öffnen oder auch sich etwas leichter tun sich mitzuteilen und ehm sich unter Umständen halt auch wenn sie dann eben angeleitet sind ganz gute Diskussionen halt auch ergeben unter den Teilnehmern unter Umständen halt auch Lösungsstrategien entwickelt werden. Ich denke halt für jemanden der da offen is und der das irgendwie vertragen kann, es gibt ja halt auch Menschen, die verschlossener sind, die sich da vielleicht nicht so Wohl fühlen würden ist es immer gut, wenn man so etwas auch in der Gruppe macht.

I: Sie haben aus diesem STK 3 heraus auch Einzelgespräche geführt. War das bei dem vorherigen STK 2 auch schon so ? Auf welcher Basis liefen diese, wie haben sie sich entwickelt so daß dann die Notwendigkeit bestand?

SB: Im Rahmen dieses Kurses kann natürlich auch nicht immer alles gelöst werden, alle Probleme. Also mit vielen Dingen sind dann die Schuldner doch überfordert und dann kann es notwendig werden einen Einzelgesprächstermin zu vereinbaren.

Es besteht immer die Frage, wie ich damit umgehe, wenn aus dem Kurs heraus diese Bedürfnisse erwachsen. Meine Erfahrung bei dem letzten Kurs war, daß es nicht optimal gelaufen ist und es doch wieder typische Dinge vorkamen, es den Leuten schwer gefallen ist vereinbarte Termine einzuhalten.

I: Welche Erfahrungen haben Sie als Schuldnerberater , was das soziale Umfeld bei der Entstehung von Schulden für eine Rolle spielt.?

SB: Schulden entstehen oft aus bestimmten Krisensituationen heraus. Das man die Arbeit verloren hat, das man vielleicht krank geworden ist, das man sich vom Partner getrennt hat. Und viele Leute die dann doch auch die Hilfe einer Schuldnerberatung in Anspruch nehmen, sind natürlich schon dann in so einer Situation überfordert und hier auch auf Hilfe angewiesen. Hier in diesem Trainingskurs, in dem ich fast ausschließlich mit Jugendlichen zu tun hatte, wurde doch schon deutlich, daß es prinzipiell natürlich schon eine Rolle

spielt, ob man in einem soz. Umfeld aufwächst wo es wichtig ist dazuzugehören, also auch Statussymbole haben will. Wo man sich vielleicht auch mehr über materielle Dinge definiert. Und das ist ja dann auch bei Jugendlichen noch stark ausgeprägt heutzutage.

Natürlich auch bei Erwachsenen keine Frage. Die Gruppenarbeit bietet hier die Möglichkeit niedrigschwelliger heranzugehen, als das sonst in der Beratung möglich ist. Es wird nicht nur das Schuldenproblem thematisiert, sondern auch noch andere Probleme. Schulden stehen eben oft auch mit andern Problemen im Zusammenhang. Manchmal verursachen die Schulden noch andere Probleme, dann ist es wieder so, daß durch die Probleme erst Schulden entstehen. Da kann man in Einzelgesprächen oft nicht mehr so viel machen habe ich so den Eindruck. Da geht es darum Leuten zu helfen, die schon gewisse Erkenntnisse haben , die bereit sind sich selbst auch zu bemühen und anzustrengen. Niedrigschwellig dagegen meint ja, daß man den Klienten noch mehr an die Hand nimmt ihn noch mehr motiviert und auch Arbeiten abnimmt. Das geht im Grunde genommen in der Schuldnerberatung so nicht mehr - aber in der Gruppenarbeit vielleicht schon.



Das Interview führte Doreen Dobschall
Über die Autorin

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