Sozialer Trainingskurs STK4

"Schuldenfrei 2002" – Schulden vermeiden – Schulden bewältigen

In der Zeit vom 03.04. bis zum 10.07.2002

-Projektbericht-







Ein sozialpädagogischer Trainingskurs für Probandinnen und Probanden der Bewährungshilfe in Berlin-Reinickendorf in Zusammenarbeit mit der Bewährungshilfe bei der Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport, Bewährungshelfer Hans-Joachim Wendt, des Deutschen Familienverbandes, Landesverband Berlin, Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle Berlin-Reinickendorf, Wilfried Rosellen, gefördert durch den "Club Fair Play" bei dem Bezirksamt Berlin-Reinickendorf, Jugendgerichtshilfe, Werner Hanack
 
 
 
 

Zur Vorgeschichte:

Schuldenberatung ist angesichts der existentiellen Bedeutung für Probanden der Bewährungshilfe eine der Hauptaufgaben des Bewährungshelfers. In Zeiten wachsender Arbeitslosigkeit, aggressiver Werbemethoden, ansteigender Lebenserhaltungskosten und gleichzeitiger Abbau sozialer Leistungen sind straffällig gewordene junge Menschen von der Schuldenproblematik besonders betroffen. Neben der üblichen Konsumentenverschuldung (Mietschulden, Telefonschulden, Versandhausschulden etc.) kommt es bei Straffälligen oft zu weiteren straftatbedingten Schuldverpflichtungen. Forderungen der Justizkasse, Anwaltskosten sowie Schmerzengelder und Schadensersatzforderungen begegnen dem Bewährungshelfer regelmäßig in seiner Arbeit.

Banken locken junge Menschen zudem mit dem eigenen günstigen Girokonto, die scheinbar problemlos überzogen werden können. Dieses leicht verfügbare Geld verleitet dazu Statussymbole, wie große Autos, hochwertige Handys und teure Musikanlagen zu erwerben, um die eigene Stellung innerhalb einer Gruppe zu verbessern.

Kaum einer der unter Bewährung stehenden Klienten ist von dieser, oft existenzbedrohenden Thematik nicht betroffen.

Um eine langfristige Entschuldung des/der Probanden zu erreichen, ist es unerlässlich das Thema Geld und Schulden während der Betreuung mit in den Vordergrund zu stellen. Der Bewährungshelfer ist hier gefragt, dieses Problem zu erkennen, Antworten zu geben, Möglichkeiten aufzuzeigen und zu befähigen künftig ein straf- und schuldenfreies Leben ohne fremde Hilfe zu führen.

Gruppenarbeit kann als zusätzliche und ergänzende Betreuungsform eine angemessene Hilfestellung darstellen. Sie bietet sich stets dann an, wenn vergleichbare Problemstrukturen und Fragestellungen themenzentrierte Arbeitsformen ermöglichen.

Der erste sozialpädagogische Trainingskurs mit dem Thema "Schulden vermeiden und bewältigen" wurde im Jahre 1998 in der Zeit vom 22.April bis 10.Juli mit Erfolg durchgeführt. Erfahrungen und erzielte Ergebnisse wurden in einem ausführlichen Abschlußbericht zusammengefasst und unter anderem auch im Internet auf der Homepage der Berliner veröffentlicht.

Der diesjährige soziale Trainingskurs "Schuldenfrei 2002" ist der vierte seiner Art.

1998 wurde die Veranstaltung von der Jugendbewährungshilfe in Berlin- Reinickendorf (Hans-Joachim Wendt) in Zusammenarbeit mit der Jugendgerichtshilfe in Berlin- Reinickendorf (Werner Hanack) erfolgreich durchgeführt.

Im Jahre 2000 bot sich erstmals die Möglichkeit mit der seit 1999 Am Nordgraben 1 befindlichen Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle des Deutschen Familienverbandes, Landesverband Berlin, die überschuldete Personen ohne Altersbegrenzung in Einzelgesprächen berät und unterstützt, zu kooperieren.

Die Nutzung der sich anbietenden fachlichen Kompetenz lag nahe und so wurden im Jahre 2000 und 2001 soziale Trainingskurse zur Schuldenbewältigung erfolgreich durchgeführt.

Die bewährte und gute Zusammenarbeit seit zwei Jahren mit dem Schuldnerberater Herrn Wilfried Rosellen sollte auch in diesem Jahr fortgesetzt werden.
 
 

Die Planungsphase

Der STK4 wurde, wie auch alle Trainingskurse zuvor, im Vorfeld langfristig und vorausschauend geplant.

Entsprechend der Konzeption der bisherigen Veranstaltungen planten die Gruppenleiter die Termine einmal wöchentlich festzusetzen, jeweils mittwochs in der Zeit von 18:00 bis ca. 20:00 Uhr.

Geplant waren 14 zusammenhängende Sitzungstermine beginnend am 03.04.02, endend am 10.07.02 rechtzeitig vor Beginn der Sommerferien.

Angeschrieben und motiviert wurden, neben den jugendlichen und heranwachsenden Probanden der Bewährungshilfe mit erheblicher Schuldenproblematik, auch Klienten der Schuldner- und Insolventberatungsstelle, um einen Erfahrungs- und Erlebnisaustausch zwischen älteren verschuldeten Klienten und dem jüngeren Klientel der Bewährungshilfe zu ermöglichen. Ziel sollte es auch sein, einen emotionalen Generationsaustausch mit vielfältigen Erfahrungen zum Thema "Schulden machen" und der Schuldnerrolle über einen längeren Lebensabschnitt, zu beobachten.

Betroffene, die sich in Einzelgesprächen für eine aktive Mitarbeit in der Gruppe entschieden haben, erhielten einen Aktenordner mit dazugehörigen Trennblättern, um ihre diesbezüglichen Unterlagen zu ordnen und bis zum Gruppenbeginn ein Gläubigerverzeichnis zu erstellen.

Darüber hinaus war es jedem Gruppenteilnehmer freigestellt, Bekannte oder Freunde mit ähnlicher Problematik zu den Gruppenterminen mitzubringen. Die Erfahrung der bisherigen Trainingskurse hat gezeigt, dass sich die Gruppenteilnehmer in Begleitung "sicherer" fühlen und es ihnen leichter fällt, über ihre persönliche Situation zu sprechen. Zudem bietet sich den Gruppenleitern die Möglichkeit, durch Einbeziehung der Begleitperson in das Gespräch den sozialen Umgang der Teilnehmer kennen zulernen.

Der Gruppenraum der letzten Gruppenveranstaltungen stand dieses Jahr leider nicht zur Verfügung. So musste auf ein Wartebereich im Beratungszentrum Am Nordgraben 1 ausgewichen werden. Aber auch hier gelang es, eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen. Es wurde ein Stuhlkreis gebildet, der von Wandtafeln und einer Flipchart begrenzt wurde. Getränke und Kekse wurden vom Landesjugendamt finanziert und trugen zu der angenehmen Atmosphäre bei.

Auch zu der diesjährigen Veranstaltung wurden wieder fachkundige Gäste und Referenten zum Thema eingeladen.

So standen diesmal:

· eine Rechtsanwältin, Ursula Schulte
· ein Zivilrichter, Herr Bruckmann sowie
· ein Sozialfachmann, Herr Hodapp
kostenlos für jeweils einen Gruppenabend für Fragen und Auskünfte den Gruppenmitgliedern zur Verfügung.

Von den insgesamt 14 Gruppenterminen wurden zunächst vier Termine für die Gruppenfindung und erste Einzelfalldarstellungen vorgesehen. In der fünften Sitzung stellte sich die Rechtsanwältin Frau Schulte den Fragen der Gruppenteilnehmer. In der darauf folgenden Veranstaltung wurde ein Einzelfall bearbeitet. Zur siebten Gruppensitzung hatte sich der Richter Herr Bruckmann angekündigt. Darauf folgte wiederum eine Einzelfallbearbeitung ehe in der neunten Sitzung der Sozialfachmann Herr Hodapp "Rede und Antwort" stand. Die letzten fünf Termine standen für weitere Einzelfalldarstellungen und eine abschließende Auswertung zur Verfügung.

Zudem wurde rechtzeitig über eine geeignete Abschlussveranstaltung nachgedacht.

Vorgesehen ist außerdem ein Nachbereitungstreffen im November 2002, um sich über Erfahrung und Ergebnisse auszutauschen.

Teilnehmer, die zu einer Gruppensitzung nicht erschienen sind, wurden regelmäßig angeschrieben und zur nächsten Sitzung, mit einem Hinweis auf das zu erwartende Thema, wieder eingeladen. Es ist darauf hinzuweisen, dass Gruppenarbeit mit Probanden der Jugendbewährungshilfe unter besonderem Blickpunkt betrachtet werden muss. So fehlt es den Jugendlichen oft an Vereinbarungsfähigkeit und Kontinuität.

Die Zusammenarbeit wurde teilweise dadurch erschwert, dass die Teilnahme an der Gruppenarbeit von einigen Jugendlichen als richterliche Auflage empfunden wurde, was durchaus demotivierend wirkte. Zudem handelt es sich bei Probanden der Bewährungshilfe um einen Personenkreis mit, zum Teil erheblichen schulischen Defiziten, von denen nun eine fast zweistündige themenzentrierte konzentrierte Mitarbeit erwartet wurde.

Insgesamt nahmen an den Gruppensitzungen wie folgt teil:

1. Sitzung: 7 Teilnehmer
2. Sitzung: 7 Teilnehmer
3. Sitzung: 7 Teilnehmer
4. Sitzung: 11 Teilnehmer
5. Sitzung: 7 Teilnehmer ( Gast: Rechtsanwältin)
6. Sitzung: 8 Teilnehmer
7. Sitzung: 5 Teilnehmer (Gast: Zivilrichter)
8. Sitzung: 7 Teilnehmer
9. Sitzung: 7 Teilnehmer (Gast: Sozialfachmann)
10. Sitzung: 5 Teilnehmer
11. Sitzung: 5 Teilnehmer
12. Sitzung: 6 Teilnehmer
13. Sitzung: 7 Teilnehmer
14. Sitzung: 7 Teilnehmer
Methode/ Konzept

Wie in den bisherigen Gruppen wurde auch diesmal die Methode der zeitlich begrenzten (14 Sitzungen sowie ein Nachbereitungstreffen) themenzentrierten Gruppenarbeit gewählt, das Modell der sozialen Trainingskurse. Gruppen sind den Betreuten teilweise aus Kindergarten, Hort, Schule und, soweit sie intakt ist, aus ihren Familien bekannt. Auch ihre Freizeit ist größtenteils in Gruppen, in Form von Cliquen, organisiert. Gruppen können Sicherheit durch die Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit bieten. Sie können aber auch negativ auf den einzelnen wirken, wenn mittels Gruppenzwang gesellschaftlich abweichendes Verhalten an den Tag gelegt wird und das zu Straffälligkeit führt.

Die Kommunikation zwischen den Gruppenteilnehmern, die gemeinsame Zielbeschreibung ("Schulden Vermeiden – Schulden bewältigen") und die Verantwortung für das letztendliche Gelingen der Gruppenarbeit sind Faktoren, die motivieren können. Neben der Vermittlung von Inhalten, sind gruppendynamische Prozesse entscheidend besonders zu reflektieren.

In der Gruppe wird ein Zusammenhang zwischen dem eigenen Verhalten und der Schuldensituation erarbeitet. Straftatfolgeschulden werden betrachtet und gemeinsam mit der Gruppe wird nach einer geeigneten Entschuldungsstrategie gesucht. Ebenso wird die Bewältigung der eigenen Verschuldung durch Verhaltensänderung angeregt und überlegt, wie die Einnahmesituation der Schuldner verbessert werden kann.

Die Überschuldungssituation der Gruppenteilnehmer soll als vielschichtiges Problem erkannt und reflektiert werden, denn die Verschuldung ist in vielen Fällen mit anderen Problemlagen und Konflikten verbunden. Arbeitslosigkeit, geringe schulische und berufliche Bildung, Trennung der Eltern oder Suchterkrankung sind nur einige der häufigsten Auslöser.

Primäres Ziel dieses Trainingskurses ist es, die Handlungskompetenz jedes einzelnen Teilnehmers zu steigern und ihn zu einer selbstständigen Bewältigung seines Schuldenproblems zu befähigen. Denn für eine Entschuldung, muss der Schuldner immer und in erster Linie, selbst aktiv werden.

Um eine erfolgreiche thematisch zentrierte Gruppenarbeit durchzuführen, ist insbesondere bei der ausgeprägten Persönlichkeitsproblematik der jungen Straffälligen, eine fundierte zusätzliche Fachausbildung zu grundsätzlichen Methoden und Interventions- und Interaktionsformen in Gruppen Voraussetzung. Diese und die jahrelange Erfahrung in der Gruppenarbeit brachte Herr Wendt als Bewährungshelfer in den sozialen Trainingskurs ein.
 
 

Der Gruppenverlauf
- Alle im Text verwendeten Namen wurden von der Autorin in Hinblick auf den Datenschutz verändert -

Zu der ersten Gruppensitzung erschienen insgesamt sieben Teilnehmer. Vier von Ihnen waren Probanden der Jugendbewährungshilfe, drei waren Klienten der Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle.

In der ersten Veranstaltung sollen sich die Teilnehmer kennen lernen. Um einen Einstieg in das doch eher tabuisierte Thema zu erleichtern, wurden Fragebögen vorbereitet, die folgende Fragestellungen beinhalteten:

1. Mein größtes Problem ist zurzeit…
2. Erwartungen an die Gruppe
3. Geld bedeutet für mich…
4. Schulden sind für mich…
5. Ich habe Schulden, weil…
6. "Sprüche" zum Thema Geld
Die Teilnehmer sollten sich nun paarweise zu diesen Punkten interviewen, anschließend wurden die Ergebnisse in der Gruppe vorgetragen.

Für die meisten Teilnehmer sind ihre Schulden derzeit das größte Problem. Vereinzelt haben sie auch mit Arbeitslosigkeit, (drohender) Obdachlosigkeit sowie bevorstehendem Freiheitsentzug zu kämpfen. Insgesamt ist es für alle ein Problem, so gut wie kein Geld zu Verfügung zu haben.

Mit Hilfe der Gruppe, wollen die Betroffenen Erfahrungen sammeln, sich austauschen und beraten werden. Sie erhoffen sich von der Gruppe Zusammenhalt und haben jetzt schon das Gefühl mit ihrem Problem nicht allein zu sein.

Geld bedeutet vor allem für die jüngeren Teilnehmer das Leben genießen, weniger Probleme, frei sein, Urlaub machen können und "sich alles leisten zu können, was man will."

Sascha ist der Meinung, dass seine Schulden für ihn noch kein Problem darstellen, erst ab einer gewissen Höhe bräuchte man sich diesbezüglich Sorgen machen. Ulrike, eine der älteren Teilnehmerinnen, kann diese Einstellung überhaupt nicht verstehen und legt ihm ans Herz, gerade in seinen jungen Jahren, die Schuldenproblematik ernst zu nehmen.

Die scheinbar ungewohnte Methode des Partnerinterviews wurde nach anfänglichen Startschwierigkeiten interessiert und mit viel Engagement angenommen. Es entwickelten sich intensive Diskussionen, die von gezielten und psychodynamisch ausgerichteten Zwischenfragen der Gruppenleiter ergänzt wurden.

Die Teilnehmer sind am Ende der ersten Sitzung verwundert darüber, wie schnell die Zeit vergangen sei. Das nächste Gruppentreffen, wird mit Spannung erwartet. Sascha hat sich bereit erklärt als Erster über seine Schuldenproblematik zu sprechen.

Zu Beginn der zweiten Sitzung gibt Herr Rosellen, der Schuldnerberater, eine kurze Einführung zum Thema: "Wie ordne ich meine Schulden-Unterlagen?" Er betont, wie wichtig eine übersichtliche und sorgfältige Aufbewahrung der Papiere ist. Anhand eines Ringbuchordners zeigt der Experte, wie einzelne Vorgänge mit Hilfe von Trennblättern separat abgeheftet werden. Wichtig ist es, eine Übersicht über alle Gläubiger zu erstellen und einzelne Vorgänge deutlich voneinander zu trennen. Es ist vor allem in der professionellen Beratung entscheidend, ein Schreiben schnell zu finden.

Am Flipchart beginnen wir nun die finanzielle Situation des ersten Teilnehmers zu visualisieren. Derzeit verfügbare Einnahmen werden aufgelistet und den Verbindlichkeiten durch Schulden gegenübergestellt. Es bestehen Forderungen bei:

§ Justizkasse
§ GASAG
§ BEWAG
§ Rechtsanwalt
§ Mobiltelefon
§ Fitnessstudio
§ BVG
§ Mietrückstände
Der Entstehungsweg der Schulden wird ausführlich und mit Hilfe von Teilnehmernachfragen erörtert und bearbeitet. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die eigene Schuldhaftigkeit gelegt. Welches Verhalten hat in diesem Fall zur Schuldentstehung beigetragen?

In diesem Zusammenhang interessiert die Teilnehmer, wie mit einem Mahnbescheid umzugehen ist und ab wann eine Forderung verjährt ist. Wieder ist Herr Rosellen als Schuldnerberater gefragt. Er erklärt, dass nach Eingang eines Mahnbescheides innerhalb von 14 Tagen die Möglichkeit besteht bei Gericht Widerspruch einzulegen. Geschieht dies nicht, so hat der Gläubiger einen Titel und nunmehr 30 Jahre Zeit die Forderung geltend zu machen.

Am Ende der Sitzung wird ein Termin mit Sascha vereinbart, um die verschiedenen Gläubiger anzuschreiben und den aktuellen Stand zu erfragen. Hierzu stellte Herr Wendt ein eigens für diese Gruppe zusammengestelltes PC-System zu Verfügung. So konnten die Schreiben schnell und unkompliziert verfasst und versendet werden.

Im Schlussfeedback wird die heutige Gruppenveranstaltung von den Teilnehmern als motivierend und erfahrungsreich beschrieben.

Auch die dritte Gruppensitzung ist für eine Einzelfallbearbeitung vorgesehen. Betrachtet wird die Situation eines Klientenehepaares der Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle. Auch hier handelt es sich um eine massive Überschuldungsproblematik. Hinzu kommt, dass monatliche Einnahmen des Ehepaares "gerade so" die monatlichen Ausgaben decken. Herr Wendt fragt nach, ob ein Ausgabenbuch geführt wird. Dies sei wichtig, um einen genauen Überblick über alle monatlichen Ausgaben zu haben und um Einsparmöglichkeiten zu erkennen. Gemeinsam wird nun überlegt, wie die Einnahmesituation verbessert werden kann.

Die Gruppe fühlt sich mit den Zweien verbunden und legt ihnen ans Herz:

sich nicht die Motivation nehmen zu lassen,

sondern sich Gedanken darüber zu machen, wie es weitergeht.

Nachdem alle Schulden einzeln aufgelistet und an den Flipchart geschrieben wurden, wird schnell deutlich, dass es sich um einen sehr hohen "Schuldenberg" handelt. Jede Forderung wird einzeln bearbeitet und nach eingehender Betrachtung kommen die Gruppenleiter zu dem Schluss, dass es in diesem Fall auf eine Privatinsolvenz hinauslaufen wird. Die Eheleute werden voraussichtlich auch in den nächsten Jahren nicht soviel Geld verdienen, dass sie ihre hohen Schulden bezahlen können. Das bedeutet konkret, dass der Schuldnerberater eine Null-Insolvenz einleiten wird. Die Gläubiger werden von ihm in den nächsten Wochen angeschrieben und über den aktuellen finanziellen Stand des Ehepaares informiert. Die Situation wird ihnen ausführlich beschrieben, denn sie müssen mit dem Schritt der Eröffnung des Insolvenzverfahrens bei Gericht einverstanden sein. Ihnen wird bis Ende Juli 2002 ein Regulierungsvorschlag vorgelegt, mit der Bitte, sich bis dahin zu gedulden. Letztendlich müssen sich Silke und Jochen während der Wohlverhaltensperiode sechs Jahre lang "bewähren" und Obliegenheiten, wie Abtreten des pfändbaren Einkommens sowie die Annahme zumutbarer Arbeit, erfüllen. Herr Rosellen wird das Ehepaar dabei begleiten und unterstützen In Einzelterminen wird er die einzelnen Schritte mit dem Ehepaar besprechen und sie über ihre Rechte und Pflichten informieren.

Die Zwei sind froh, dass sie durch die Gruppe unterstützt werden und hoffen, jetzt gemeinsam einen Weg zu finden, die Schulden zu regulieren.

Mathias überlegt, ob es sich lohnen würde möglichst hohe Schulden zu machen, wenn dann die Möglichkeit einer Null – Insolvenz besteht. "Dann hätte ich ja viel mehr Schulden machen können!" Auch diese Überlegungen werden in der Gruppe diskutiert mit dem Ergebnis, dass es sehr dumm wäre absichtliche Schulden zu machen. Zusätzlich wäre dann auch der Straftatbestand des Betruges gegeben. Waren in einem Versandhaus zu bestellen, mit dem Wissen diese nicht bezahlen zu können ist beispielsweise strafbar.

Zur vierten Gruppensitzung hat einer der Teilnehmer einen Freund mitgebracht, der auch Schulden hat und hofft einige Anregungen zum Umgang mit dieser Situation zu erhalten.

Auch für die heutige Sitzung hat sich ein Teilnehmer angemeldet, um seine Schuldensituation darzustellen, leider fehlt er heute. So wird das Thema kurzfristig geändert und wir haben Zeit, den aktuellen Stand der Teilnehmer, deren Situationen in den letzten Sitzungen bearbeitet wurden, zu besprechen.

Anschließend ist ein Mathias, der heute zum ersten Mal die Gruppe besucht, spontan bereit, seinen "Fall" in der Gruppe zu schildern. In erster Linie wird bei ihm der Aspekt der Arbeits- und Ausbildungsmaßnahme betrachtet. Es ist ihm wichtig erst Geld zu verdienen und später evtl. einen Schulabschluss nachzuholen. Momentan lebt er jedoch von Sozialhilfe. Er gibt zu, dass sein hauptsächliches Problem der extreme Haschischkonsum ist. Dies sei auch der Grund, weshalb er die Schule abgebrochen hat und momentan arbeitslos ist. Die Gruppe zeigt sich solidarisch und versucht ihm Möglichkeiten aufzuzeigen, wie er sein Drogenproblem regeln kann.

Aus Zeitgründen wird die Bearbeitung hier abgebrochen und am 15.05.02 fortgesetzt.

In der heutigen Sitzung war deutlich spürbar, dass ein Teilnehmer die Teilnahme an der Gruppenarbeit als richterliche Weisung empfand Er verweigerte jegliche Zusammenarbeit und behinderte zudem die Gruppe in einer konstruktiven Arbeit. Auch Sascha und Jochen sorgten heute für eine aggressive und angespannte Stimmung innerhalb der Gruppe. Sie brachten deutlich zum Ausdruck, dass sie keine Lust hatten, sich (schon wieder) mit ihrer Situation auseinander zu setzten. Die Zusammenarbeit gestaltete sich daher als recht schwierig. Da Störungen selbstverständlich Vorrang haben, galt es diese Störungen zu thematisieren.

Schließlich sammeln wir Themen und Fragen für die folgende fünfte Gruppensitzung, in der uns die Rechtsanwältin besuchen und beraten wird.

Die Rechtsanwältin beantwortet Fragen wie:

- Was passiert, wenn der Gerichtsvollzieher kommt?
- Was ist ein Titel?
- Wann soll ich eine Forderung bestreiten?
- Sind Schulden vererbbar?
- Was passiert, wenn ich nicht zahle?
- Wie kommt man in die SCHUFA? … und wie wieder raus?
- Wann verjähren welche Forderungen? 
  Und natürlich:
- Wie teuer sind Rechtsanwälte?
Die Gruppenteilnehmer hören der Rechtsanwältin aufmerksam zu und nehmen die neuen Informationen dankbar an. Es wird deutlich, wie ungewohnt es für die Gruppe war, einer Rechtsanwältin in so entspannter Atmosphäre gegenüberzutreten, die den Teilnehmern rät, immer in Kontakt mit den Gläubigern zu treten und Regulierungsangebote zu unterbreiten.

In der sechsten Gruppensitzung wird die Falldarstellung von Mathias ergänzt und bearbeitet. Auch hier zeigt die Gruppe Empathie und Diskussionsbereitschaft. Mathias beschreibt seine beschwerliche Arbeitssuche und nimmt Tipps und Vorschläge der Gruppe gerne an. In Bezug auf seine Schulausbildung, könnte er sich gut vorstellen einen Realschulabschluss nachzuholen. Er hat zurzeit den einfachen Abschluss der neunten Klasse und ist sich sicher, dass er "mehr schaffen könnte!" Die Gruppenteilnehmer unterstützen ihn bei seinen Ideen und Vorhaben. Mathias ist zu der Einsicht gekommen, dass es so nicht weitergehen kann, er will schließlich etwas aus seinem Leben machen.

Auch im Hinblick auf seine Schuldenproblematik, erklärt ihm Herr Wendt,

dass die Situation nicht ausweglos ist.

Am Beispiel von Silke und Jochen wurde die Möglichkeit der Null – Insolvenz erklärt aber auch bei geringeren Forderungen gibt es natürlich Wege aus der Schuldenfalle. Entscheidend ist es, sich rechtzeitig mit den Gläubigern in Verbindung zu setzen und ihnen Zahlungsvorschläge zu unterbreiten. Auf dem Weg eines Vergleiches, Ratenangeboten und Teileinigungen können Vereinbarungen mit Gläubigern festgesetzt werden, die für beide Parteien akzeptabel sind. Oft sind Gläubiger bereit, ihre Forderung auf die Hauptforderung zu beschränken, wenn sie sehen, dass der Schuldner bemüht ist den Zahlungen nachzukommen.

Für die siebte Sitzung hat der Zivilrichter Herr Bruckmann seinen Besuch angekündigt.

Er schildert in seinem sehr engagierten Beitrag Möglichkeiten, die ein Gläubiger hat, wenn ein Schuldner nicht zahlt. Der Weg eines Mahnverfahrens bis hin zum Vollstreckungsbescheid wird ausführlich erörtert. Ebenso wie die Möglichkeit der Klage, die eine Gläubiger bei Gericht einreichen kann.

Sollte die Klage nicht abgewiesen werden und es zu einem Verfahren kommen, betont Herr Bruckmann, ist es aus Sicht des Schuldners vernünftig, einen Anwalt hinzuzuziehen, da diese Rechtsangelegenheit sehr komplex und vielschichtig ist. Es gibt die Möglichkeit Prozesskostenhilfe bzw. Beratungshilfe bei Gericht zu beantragen. Ein solches Verfahren kostet jedoch viel Geld und ist für beide Parteien eher unangenehm. Es ist immer besser sich

rechtzeitig mit dem Gläubiger in Verbindung zu setzten,

damit es gar nicht erst zu einem Verfahren kommt.

Er vertritt die Auffassung, dass der weitaus überwiegende Teil der Verfahren vermeidbar, bzw. vergleichsweise beilegbar seien und rät den Teilnehmern zu Teileinigungen, Ratenangeboten und Vergleichen.

Gemeinsam wird auch die Situation eines Gläubigers reflektiert, der bei mehreren Schuldnern auf eine Zahlung wartet, dadurch selbst Außenstände hat und in Schwierigkeiten geraten kann. Diese Betrachtungsweise regt viele Teilnehmer sichtbar zum Nachdenken an.
 
 

Die achte Gruppensitzung bietet wiederum Zeit für Einzelfalldarstellungen. Martin ist heute bereit über seine Verschuldungssituation zu sprechen. Im Vorfeld hat er sich mit der Praktikantin in der Jugendbewährungshilfe zusammengesetzt und seine diesbezüglichen Unterlagen geordnet. Beim Vortragen wirkt er anfänglich noch etwas unsicher. Es fällt ihm schwer vor der Gruppe über sehr persönliche Angelegenheiten zu sprechen. Doch die Gruppe zeigt sich verständnisvoll, hört ihm interessiert zu und gibt Anregungen. Martin berichtet, dass er ab September eine Ausbildung im Bereich Hauswirtschaftspflege beginnen wird. Da seine Freundin sich von ihm getrennt hat, ist er derzeit auf der Suche nach einer neuen Wohnung und will ganz neu anfangen. Die Teilnehmer erkundigen sich nach seinen Vorstellungen und sprechen ihm Mut zu. Nach der heutigen Gruppenveranstaltung fühlt sich Martin viel besser, er hatte zuvor noch stechende Kopfschmerzen gehabt. Es hat ihn sichtlich überrascht und gefreut, dass die Teilnehmer reges Interesse an seinem Leben zeigten.

Anschließend werden Fragen für den Sozialfachmann Herrn Hodapp zusammengetragen, der und in der nächsten Woche, zur neunten Sitzung, besuchen wird. Die Gruppenteilnehmer interessieren sich vorrangig für Themen, die sich mit Sozialhilfe beschäftigen:

§ Wann kann ich Sozialhilfe beantragen?
§ Muss ich Sozialhilfe zurückzahlen?
§ Müssen meine Eltern die Sozialhilfe zurückzahlen?
§ Werden Unterhaltszuschüsse gezahlt?
§ Was kann man machen, wenn das Sozialamt Zahlungen verweigert?
§ Kann man das Sozialamt verklagen?
§ Warum bekommen manche alles und andere nichts?
Herr Hodapp erklärt allgemein, dass laut § 11 BSHG jeder, "…der seinen notwendigen Lebensunterhalt nicht oder nicht ausreichend aus eigenen Kräften und Mitteln, vor allem aus seinem Einkommen und Vermögen, beschaffen kann…." einen Anspruch auf Sozialhilfe hat. Die Voraussetzungen für eine solche Notlage werden vom Sozialamt vorgegeben. Laut §2 im BSHG gilt: "Sozialhilfe erhält nicht, wer sich selbst helfen kann oder wer die erforderliche Hilfe von anderen, besonders von Angehörigen oder von Trägern anderer Sozialleistungen, erhält." Das Sozialamt gibt also bestimmte Kriterien vor, die erfüllt sein müssen, um einen Anspruch auf Sozialhilfe zu haben.

Prinzipiell ist es das Recht eines jeden, gegen die öffentliche Verwaltung zu klagen, wenn die Hilfe verweigert wird, obwohl eine Hilfebedürftigkeit besteht. Es sollte jedoch in jedem Fall gesichert sein, dass ein Anspruch besteht.

Der Sozialfachmann geht auf jede Frage der Teilnehmer ein und versucht sie ausführlich zu beantworten. Sozialhilfe kann grundsätzlich immer beantragt werden, der Anspruch darauf wird dann entsprechend geprüft. Oft sind Betroffene fälschlicherweise der Meinung, einen Rechtsanspruch zu haben, ohne zu wissen, wann dieser genau gegeben ist. Insbesondere Probanden der Bewährungshilfe meinen oft, einen Anspruch auf Sozialhilfe zu haben, da sie sich ihrer eigenen Einschätzung nach in einer Notlage befinden. Sie wissen meist nicht, dass sie verpflichtet sind mit dem Sozialamt zusammenzuarbeiten und beispielsweise ihre Bemühungen um Arbeit nachweisen müssen, um den Anspruch zu behalten.

Auch die zehnte und elfte Gruppensitzung werden intensiv für Einzelbearbeitungen genutzt.

Zwei Teilnehmerinnen stellen ausführlich ihre finanzielle Situation dar und hoffen auf Hilfe seitens der Gruppenleiter und - Teilnehmer.

Bei Julia wird noch mal deutlich, wie ungewohnt und schwierig die Auflistung der monatlichen Einnahmen und Ausgaben ist. Es fällt ihr schwer einzuschätzen, wie viel Geld sie im Monat für Essen, Kosmetik, Telefon, Zigaretten und Freizeitaktivitäten ausgibt. Besonders hilfreich ist deshalb die Visualisierung der Finanzlage am Flipchart. Die Teilnehmer beleuchten die Situation kritisch und suchen gemeinsam nach Verbesserungs- und Einsparmöglichkeiten. Julia ist überrascht, wie viel Geld sie "zwischendurch" ausgibt und überlegt, wie sie ihr Konsumverhalten ändern kann, um sich das verfügbare Geld besser einzuteilen. Sie zeigt sich am Ende der heutigen Veranstaltung dankbar, dass die Gruppe Interesse an ihrer Problemlage zeigte. Die Bereitschaft helfende Ratschläge und Hinweise zu geben war groß.

Bei Julia stellt sich zusätzlich das Problem, dass sie momentan zwar noch keine Schulden hat, aber aufgrund von Straftaten werden etliche Forderungen auf sie zukommen, was sie jedoch ausblendet und nicht realisieren, geschweige denn thematisieren will.

Ulrike hat sich für ihre Fallbearbeitung gut vorbereitet und ihre Unterlagen weitestgehend geordnet. Es stellt sich heraus, dass Ulrike bei sehr vielen Gläubigern offene Forderungen hat, die zum Teil auch schon einen Titel haben. Sie war früher selbstständig und hat erhebliche Kredite aufgenommen, die sie nicht mehr zurückzahlen konnte. Zudem hat sie sehr hohe Mietschulden, auf den sie von ihrem ehemaligen Lebensgefährten sitzengelassen wurde. Nach eingehender Prüfung kommt Herr Rosellen auch hier zu dem Ergebnis, dass die Schuldenproblematik nur mittels einer Verbraucherinsolvenz zu bewältigen sei.

Ulrike arbeitet zwar schon länger in einer Zeitarbeitsfirma, es ist jedoch absehbar, dass sie auch in den nächsten Jahren nicht in der Lage sein wird, diese hohen Forderungen zu zahlen.

In der zwölften Gruppensitzung ist Zeit, sich mit der persönlichen Situation zweier Teilnehmer zu befassen. Julia hat in der zehnten Sitzung ihre finanzielle Situation schon dargestellt, heute bietet es sich an, ihre enge Beziehung zu Bettina zu thematisieren. Bettina ist eine Freundin von Julia und gleichzeitig die Probandin einer anderen Jugendbewährungshelferin, zu der sie jedoch keinen Kontakt hält. Die zwei Mädchen wohnen mittlerweile zusammen in einer Wohnung und verbringen viel Zeit miteinander. Sie haben sogar eine eigene Sprache entwickelt mit der sie, zum Teil auch während der Gruppensitzungen kommunizieren. Bettina scheint große persönliche Probleme zu haben, über die sie jedoch nicht sprechen möchte.

Die Gruppenteilnehmer verdeutlichen nun Julia, das sie sich nicht so stark von Bettina beeinflussen lassen darf. Es besteht die Gefahr, dass Julia in weitere Straftaten mit einbezogen wird und dadurch ihre eigene Bewährung gefährdet ist. Julia blendet diesen Blickpunkt völlig aus. Sie will ihre Freundschaft zu Bettina auf keinen Fall beenden. Die Gruppe überlegt nun gemeinsam, wie Julia Bettina helfen könnte, ihre Probleme in den Griff zu bekommen. Sie könnte Bettina beispielsweise ein Vorbild sein und sie dazu bewegen Kontakt zu ihrer Bewährungshelferin aufzunehmen. Mit viel Einfühlungsvermögen und Ratschlägen suchen die Teilnehmer nach Lösungsmöglichkeiten.

Waldemar beschäftigt neben seiner Überschuldungsituation momentan ein ganz anderes Problem. Sein Gnadengesuch ist nicht anerkannt worden und er hat eine Ladung zum Strafantritt erhalten. Er muss nun für vier Monate in den offenen Vollzug und seine Haftstrafe verbüßen. Die Teilnehmer wirken betroffen und fragen nach, wie es ihm damit geht. Er wirkt eher ruhig und nüchtern. Waldemar hat heute seine langjährige Freundin mit zur Gruppensitzung gebracht. Diese reagiert sehr aufgebracht und erklärt energisch, dass Waldemar sich nicht genügend kümmern würde. Er müsse sich endlich vor Augen führen, in welcher Situation er sich befindet. Sie hat sich in dieser Zeit schließlich um das Kind und alle anderen Angelegenheiten zu kümmern. Dass ihr Freund die nächste Zeit im Gefängnis sein wird, scheint sie sehr zu beschäftigen. In der folgenden Diskussion machen sich beide gegenseitig Vorwürfe. Waldemar, der in den vergangenen Gruppenveranstaltungen nie besonders aufgefallen ist, wird heute erstmalig etwas lauter und sagt seine Meinung. Er fühlt sich von seiner Freundin vor der Gruppe bloßgestellt und rechtfertigt sich für sein Verhalten. Alle Teilnehmer machen sich schließlich Gedanken darüber, wie Waldemar so schnell wie möglich eine neue Arbeit findet, damit er auch im offenen Vollzug bleiben kann und wie seine Freundin mit der angespannten Situation umgehen sollte.

Herr Wendt bemerkt zum Ende der Gruppensitzung, dass sich beide, Waldemar und seine Freundin, gegenseitig brauchen und ergänzen. Sie hat eine sehr lebhafte und erfrischende Art, während er eher zurückhaltend und ruhig ist.

In der heutigen Sitzung wurde deutlich, dass in der Gruppe neben Schuldendarstellung auch Platz für persönliche Probleme ist, die von den Teilnehmern rücksichtsvoll aber auch unterstützend bearbeitet werden.
 
 

Die dreizehnte Sitzung wird für Ergänzungen in der Falldarstellung von Martin genutzt, der in bekannter Weise seine Einnahmen, Ausgaben und Schulden auflistet. Er erhält Unterstützung von der Praktikantin, da es ihm sichtlich schwer fällt vor der Gruppe zu sprechen. Letztendlich erweist sich seine Schuldenproblematik als nicht so schwerwiegend wie erwartet. Die Praktikantin wird zwei Gläubiger anschreiben und um eine Kostenaufschlüsselung bzw. um eine Kostenniederschlagung bitten.

Auch hier wurde mit Hilfe der Teilnehmer ein Weg gefunden, die Schuldensituation anzugehen.

Zum Ende der letzten Gruppensitzung berichtet jeder der Teilnehmer kurz über seine aktuelle Situation und "den Stand der Ding". Bei jedem Gruppenteilnehmer ist der Kontakt mit Gläubigern zustande gekommen und Verhandlungen wurden aufgenommen.

Das geplante

Nachbereitungstreffen wird am Mittwoch, den 13.11.2002 stattfinden.

Die bis dahin erzielten Ergebnisse der Schuldenbefreiung sollen vorgetragen und reflektiert werden.
 
 

Für unsere Abschlussveranstaltung am 10.07.02 hat Herr Wendt den Gruppenteilnehmern eine

Floßfahrt in Lychen


vorgeschlagen. Nach anfänglicher Zurückhaltung sind die Teilnehmer begeistert und freuen sich darauf, für einen Tag der Hektik der Großstadt entfliehen zu können.

Besonders für die Probanden der Bewährungshilfe ist es neu und ungewohnt sich intensiv mit der Natur auseinanderzusetzen. Sie sollen die Ruhe und Stille des Wassers spüren und Natur erleben. Für einige Teilnehmer ist es seit langem das erste Mal, dass sie dem Alltag in Berlin entfliehen können. Während einige Teilnehmer in sich zurückgezogen sind, wirken andere ausgelassen und tollen im Wasser herum. Alle Gruppenteilnehmer genießen den Ausflug, den Sonnenschein und die herrliche Umgebung.
 
 

Schlussbetrachtung

Herr Wendt als Jugendbewährungshelfer in Berlin führte in Zusammenarbeit mit der Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle des "Deutschen Familienverbandes" ; Landesverband Berlin in der Zeit vom 03.04. – 10.07.02 einen weiteren Durchgang des sozialen Trainingskurses "Schuldenfrei" für Probanden der Bewährungshilfe mit Überschuldungsproblemen und Klienten der Schuldnerberatungsstelle durch.

Die erprobte und bewährte Methode der bisherigen Veranstaltungen, zu denen, neben der themenzentrierten Problembearbeitung die Einladung externer Gäste und das Mitbringen einer Bezugsperson zu den Gruppenabende gehörte, wurde auch dieses Jahr angewendet.

Als feste Gruppenmitglieder nahmen fünf Probanden der Bewährungshilfe, drei Klienten der Schuldnerberatungsstelle, eine Freundin einer Probandin, die selbst unter Bewährungsaufsicht steht sowie wechselnde Bezugspersonen an den Gruppenveranstaltungen teil. Julia erschien beispielsweise zu einem Gruppentermin mit drei ihrer Freundinnen, die ebenfalls verschuldet waren und die sich diese Veranstaltung "anschauen" wollten. Leider blieb es bei einem Gastbesuch der drei jungen Damen.

Wie im Konzept beschrieben, wurden drei Gäste als Fachleute zu jeweils einem Gruppenabend eingeladen.

Auch dieses Jahr zeichnete sich die Gruppe durch eine hohe Teilnahmekonstanz, bis hin zur letzten Sitzung, aus. Das wurde auch von den Teilnehmern als sehr positiv beurteilt. Es war ein offener und toleranter Umgang miteinander möglich, auch auf Grund der Tatsache, dass wir in einer relativ kleinen Gruppe zusammen gearbeitet haben.

Günstig war nach Ansicht der Gruppenleiter die Zusammensetzung der Gruppenteilnehmer, die aus Probanden der Bewährungshilfe und Klienten der Schuldnerberatungsstelle bestand. So konnten die Jugendlichen und jungen Heranwachsenden von den Erfahrungen der "Älteren" profitieren und lernen.

Vor allem die psychodynamische Betrachtung individueller Verhaltensweisen und der systemische Zusammenhang in Bezug auf die Schuldnerrolle erwies sich als sinnvoll und hilfreich. Ebenso die Visualisierung der Zusammenhänge an Flipcharts ist unverzichtbar.

Insgesamt wurde deutliche, dass Teilnehmer, die regelmäßig an der Gruppenveranstaltungen teilgenommen haben, einen umfassenden Überblick über ihre Situation gewonnen und auch schon erste Schritte zur Schuldenbewältigung unternommen hatten.

In zwei Fällen wurde eine Privatinsolvenz im Sinne eines Null – Insolvenzverfahrens eingeleitet, da nicht davon auszugehen ist, dass die Betroffenen in näherer Zukunft zahlungsfähig sein werden. In weiteren Fällen wurden Verhandlungen mit den Gläubigern aufgenommen und Ratenzahlungsvorschläge angekündigt.

Bezüglich Martins Situation gelang es die Forderungen für mehrere abonnierte Zeitschriften ganz niederzuschlagen. Es handelte sich dabei um Zeitschriften, die Martin in einem Verkaufsgespräch an der Wohnungstür regelrecht "aufgedrängt" wurden. Der Gläubiger war bereit vollends auf seine Forderung zu verzichten.

Mathias konnte mit Hilfe einer Umschuldung eine akute existenzbedrohende Situation vorerst von sich abwenden. Die Schulden wurden von seiner Großmutter beglichen, mit der er einen Vertrag aufgesetzt hat und ihr das Geld in vereinbarten Raten zurückzahlen wird.

Insbesondere die Umsetzung besprochener Strategien und Verhaltensweisen wird entscheidend für den Erfolg der Entschuldung sein.

Hierzu nochmals der Hinweis auf das Nachbereitungstreffen am 13.11.2002.
 
 

Es gilt das Nachbereitungstreffen abzuwarten, um letztendlich von einem Erfolg dieser Gruppenarbeit sprechen zu können.

Dennoch kann im Voraus schon zusammenfassend wieder von einer geglückten Veranstaltung gesprochen werden, die auch zukünftig fortgeführt werden soll.

Verfasserin: Inga Neumann
 

Zurück