Information über eine lebendige Tradition der Fortbildung
für Gruppenarbeiterinnen und Gruppenarbeiter
mit Probandinnen und Probanden der Bewährungshilfe

Bei unseren jährlichen "Gesprächsforen Gruppenarbeit“ handelt es sich um ein Fortbildungstreffen von Bewährungshelferinnen und Bewährungshelfern aus dem gesamten Bundesgebiet, die sich für die Betreuungsform der Gruppenarbeit mit jugendlichen, heranwachsenden und erwachsenen Probanden engagieren. Es treffen sich seit 1980 etwa 30 bis 50 KollegInnen zu einem 4-5 tägigen Erfahrungs- und Meinungsaustausch, zur kritischen Diskussion und Reflexion der geleisteten Arbeit und zur Vorstellung ihrer Projekte. In kleinen Arbeitsgruppen werden Themen und Methoden der Gruppenarbeit vertieft und im Plenum zusammengetragen. Das Themenspektrum reicht von der Beschäftigung mit aktuellen Fragen zur Situation unserer Probanden, über methodische Vertiefung von Betreuungsmethoden, wie z.B. Psychodrama und Rollenspiel, bis hin zur Bearbeitung der eigenen Situation der Bewährungshelfer im sich wandelnden Berufsfeld. Aber auch neuere Formen der Gruppenarbeit mit Probanden, wie z.B. erlebnispädagogische Arbeitsansätze, teils sportorientiert, „outward-bound“ oder in der Stadt als Erlebnisraum (city-bound) werden vorgestellt und mit interessierten Kolleginnen und Kollegen erprobt. Es werden ebenso therapeutsche und darstellerische Methoden gemeinsam erfahren, wie Formen der Gesprächsgruppenarbeit. Bis hin zu kreativ-künstlerischen Angeboten ist denkbar, was gefällt und für den schwierigen Umgang mit den Probandinnen und Probanden hilfreich erscheint.

Aber auch der Umgang mit neuen Medien, wie z.B. Videodarstellung und Projektion, dem Computer als multimedialem, interaktiven Lernsystem soll beispielsweise zur Entschuldungsberatung erprobt werden. Denkbar ist es aber auch, daß sich beispielsweise InteressentInnengruppen finden, die das INTERNET als Medium entdecken, um mit technikinteressierten Probanden ins Gespräch zu kommen und Freizeit sinnvoll gestalten mit dem Ziel, neue Potentiale zu wecken und zur Resozialisierung nutzbar zu machen.

Ziel unserer jährlich wiederkehrenden Veranstaltungen mit Werkstattcharakter ist es, Betreuungsformen aufzuzeigen und zu erproben, die über die übliche „Einzelfallhilfe“ hinausgehen und entsprechende Handlungsvarianten auszuprobieren. Darüber hinaus dient die Fortbildung nicht zuletzt aber auch dem Erfahrungsaustausch, der gegenseitigen Unterstützung und Motivierung und der Information über bereits bestehende und geplante Gruppenarbeitsprojekte in der Bewährungshilfe. Die jährlichen Tagungen werden selbst organisiert und finden jeweils in einem anderen Bundesland statt, wobei 1998 die Wahl auf Berlin gefallen ist. Der Gedanke des „Gesprächsforums“ entstand aus einer speziellen Ausbildung zum Gruppenarbeiter, die in Zusammenarbeit mit der ADB in Bonn-Bad Godesberg ausgerichtet wurde, die aber zwischenzeitlich nicht mehr stattfindet. Dieser Ausbildungsgang war seinerseits Ergebnis einer mehrjährigen Zusammenarbeit Berliner Bewährungshelfer mit dem Institut für forensische Psychiatrie der Freien Universität Berlin. Hierbei wurden über mehrere Jahre hinweg in jeweils paritätischer Mitarbeiterbesetzung Gruppenarbeitsprojekte mit Probanden der Bewährungshilfe von uns durchgeführt und durch das Institut wissenschaftlich begleitet. Die Arbeit fand unter kontinuierlicher Supervision statt und führte, dem methodischen Fortbildungsbedürfnis der Gruppenbetreuer folgend, zu einer speziellen Zertifikatsausbildung zum Gruppenarbeiter, die dann in Zusammenarbeit mit der ADB organisiert und fortgeführt wurde. Das alljährliche Gesprächsforum kann somit als unmittelbares Ergebnis dieser kontinuierlichen Entwicklung seit 1974 betrachtet werden und dient der Fortführung und Festigung des Betreuungsansatzes der Gruppenarbeit in der Bewährungshilfe bundesweit unter besonderer Einbeziehung der Kollegen aus den „neuen“ Bundesländer und ihrer speziellen Arbeitsbedingungen und Erfahrungen.

Traditionell wird diese noch immer äußerst lebendige Fortbildungsveranstaltung in Zusammenarbeit mit der „Deutschen Bewährungs-, Gerichts- und Straffälligenhilfe (DBH) ausgerichtet. Weitere Unterstützung erfolgt durch die „Arbeitsgemeinschaft Deutscher BewährungshelferInnen“(ADB) e.V., sowie im Jahre 1998 den „Straffälligen- und Bewährungshilfe“ Berlin e.V. Wünschenswert ist auch, trotz der bekannten finanziellen Probleme, die Unterstützung durch die für die jeweiligen Ausrichterländer zuständigen obersten Landesbehörden. Eine weiter Möglichkeit, diese innovative, lebendige und dynamische Fortbildungsreihe im Interesse der Gruppenarbeit mit Probanden am Leben zu erhalten, besteht darin, die Möglichkeiten des „social sponsoring“ verstärkt zu nutzen und Industrie und freie Wirtschaft verstärkt für das berechtigte Anliegen zu interessieren und um finanzielle Unterstützung zu werben.

Für den Inhalt:
Hans-Joachim WENDT
Bewährungshelfer bei der Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport
Berlin 1998
Dienstanschrift:
Alte-Jacob-Str. 12
10969 Berlin-Kreuzberg
Tel.: +49 30/90172-126
oder:
Tel/FAX: +49 30/7951655
Funk: +49 171/8028400
e-Mail: HAJO.Wendt@bewaehrungshilfe-berlin.de

Zurück zur Homepage